Balkon als Lebensraum: Schmetterling, Meise & Co. als Untermieter
Millionen Balkone gibt es in Deutschland, Millionen Menschen nutzen sie, auf der Suche nach Luft und Sonne – und oft auch der Sehnsucht nach Natur. Hier tut sich ein ungeheures Potenzial auf – viele Millionen Quadratmeter Grundfläche, noch viel mehr Quadratmeter Wände, Dachüberstände, Balkongitter; ein Potenzial, das genutzt werden könnte, um „möglichst viel Natur in den Siedlungsraum zu holen, zum Wohle der Menschen, zum Wohle der Natur – und sogar des Stadtklimas“.
Das erklärt Rüdiger Wohlers, Geschäftsführer des Naturschutzbundes NABU im Oldenburger Land. Grund genug für den NABU, einen Appell zur Umwandlung der Balkone zu „vielen Millionen kleiner Archen“ umzusetzen – einen Appell, „der ein ganz neues Lebens- und Wohngefühl geben wird“, so der Experte.
Und der Naturschützer nennt Beispiele, die viele überraschen mögen: „Selbst Vögel brüten auf Balkonen, wenn sich die Störungen im Rahmen halten. Das kann die Amsel sein, die den Balkonkasten nutzt, um ihre Jungen groß zu ziehen, das kann der Kleiber sein, der den Nistkasten im vierten Stock bewohnt und kunstvoll das Flugloch seinem Körpermaß nach zumauert, das kann der lustige Star sein, der im Starenkasten an der Hauswand brütet und abends seine andere Vögel imitierenden Lieder schmettert“, berichtet der Naturschützer. „Auch Halbhöhlenbrüter wie Grauschnäpper, Bachstelze oder Rotschwanz nutzen Nistkästen auf Balkonen, vor allem in ruhigeren Ecken, und gern, wenn die Kästen unter Dachvorsprüngen angebracht sind.“ Aber nicht nur Gefiederte können auf dem Balkon auf ihre Kosten kommen, denn die „Einladung an die Natur“ kann sehr vielfältig sein: „Ein kleines Schmetterlings- und Bienenparadies entsteht durch einen Balkonkasten oder –kübel mit vielen nektarreichen Pflanzen, wie Thymian, Blaukissen, Glockenblumen, Salbei und Schafgarbe. Kugeldisteln sind ein Magnet für Hummelarten, und wer schillernd bunten Wildbienen die Möglichkeit geben möchte, für Nachwuchs zu sorgen, der kann an sonnigen Stellen Holzklötze mit unterschiedlichen Bohrungen anbringen.“
Eine weitere Möglichkeit, Vögeln hervorragende Brutmöglichkeiten zu bieten – Wohlers: „Kann es etwas Schöneres geben, als das Fiepen junger Vögel im Blätterwald des Efeu zu hören, wenn man auf dem Balkon sitzt?“ –, ist die Begrünung der Fassaden; der kühlende grüne Pelz ist im übrigen sommers ein Segen für das Klima. Auch hier gibt eine große Vielfalt von Möglichkeiten – von bezaubernd duftenden Kletterrosen bis zum klassischen Wilden Wein, von der leckeren Kletterbrombeere bis zum Efeu. Dabei sollten allerdings, so der NABU-Geschäfstführer, einige Regeln beachtet werden. Und: Natürlich kann auch das Balkongitter zu einer blütenreichen, berankten Fläche werden, „Sichtschutz inklusive“, schmunzelt Wohlers.
Der NABU gibt detaillierte Tipps, wie der Balkon zu einer „kleinen Arche“ gemacht werden kann, die Groß und Klein begeistern wird und der Natur selbst im Zentrum von Großstädten neuen Raum geben kann. Darin enthalten ist eine 30-seitige Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art und die Broschüre „Wohnvergnügen“. Die Tipps können angefordert werden gegen Einsendung von 5 Euro beim NABU, Stichwort „Balkon“, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg.
QUELLE: NABU Oldenburg