Modernisieren mit Weitblick: Zweiter Frühling fürs eigene Haus
Die Modernisierung von Bestandsimmobilien gewinnt an Bedeutung. Die Mehrzahl privater Wohnhäuser ist mehr als 25 Jahre alt und sanierungsbedürftig. Neben baulichen und energetischen Aspekten sind zudem veränderte Lebensumstände Gründe für eine Erneuerung. Hier ist mit Weitblick und Sachverstand zu handeln.
Das raten die Experten vom Bauherren-Schutzbund e.V.
Verschlissene Bausubstanz, veraltete energiefressende Technik, veränderter Platzbedarf durch Familienzuwachs oder Auszug der Kinder, der Wunsch nach barrierefreiem Wohnen – die Gründe für eine bauliche Erneuerung sind vielfältig. Jede Modernisierung sollte deshalb mit einer eingehenden Substanzbewertung durch einen Experten beginnen. Dieser unterzieht das Haus in seiner Einheit von Gebäudehülle, Heizungsanlage und Haustechnik einer Prüfung. Dabei werden Anforderungen berücksichtigt, die die Energieeinsparverordnung EneV an Modernisierungen im Bestand stellt.
Worauf kommt es an?
Nicht alles zur Sanierung Notwendige ist gleichzeitig durchzuführen, dennoch bedingen viele Maßnahmen einander. Ein Fahrplan hilft, Prioritäten zu setzen, Zeitabläufe, Baumaßnahmen und Kosten zu planen.
Wichtig: energetische Modernisierung mit einer Vielzahl von Möglichkeiten
Für energetische Sanierungen sollte unbedingt eine neutrale Vor-Ort-Beratung durch einen Energieberater in Anspruch genommen werden, die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) bezuschusst werden kann. Bei der Auswahl der Verfahren und Baustoffe für energetische Sanierungen gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. So sind für die nachträgliche Dämmung von Dachflächen Sanierungsverfahren von innen oder von außen möglich. Zu prüfen ist, ob der Dachstuhl für die geplanten Maßnahmen ausreichend tragfähig ist und die Sparrenhöhe ausreicht, um die notwendige Dämmstoffstärke unterzubringen. Anderenfalls muss das Dach neu gedeckt werden. Beim geneigten Dach lässt sich unter der Voraussetzung, dass die Dachdeckung intakt und eine regensichere Ebene vorhanden ist, die Dämmung nachträglich von innen einbauen.
Achtung: Eignung prüfen, örtliche Genehmigungen einholen
Bei der Dämmung von Außenwänden sind Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) bei Putzfassaden die häufigste Methode. Da Dämmstoffplatten aus Polystyrol oder Mineralwolle auf die Außenwand geklebt und mit einem gewebearmierten Putz versehen werden, verändern sie die Gebäudeabmessung und Erscheinung des Hauses. Das sollte im Vorfeld mit den örtlichen Genehmigungsbehörden besprochen werden. Denn dabei können sich Grenzabstände verringern, Veränderungen beim Brandschutz oder der Fassadengestaltung eintreten. Bei Gebäuden mit Klinkerfassade ist eine Verfüllung der vorhandenen Luftschicht mit verschiedenen Dämmstoffen möglich. Dem sollte eine Untersuchung hinsichtlich der Eignung vorausgehen.
Sinnvoll: Platzreserven aktivieren
Wer aufgrund veränderter Lebensumstände mehr Platz benötigt, kann Dach oder Keller seines Hauses nachträglich zu Wohnraum ausbauen. Auch hier sollte bei den Behörden nachgefragt werden, ob örtliche Vorschriften das zulassen. Beim Dachausbau ist neben der Tragfähigkeit des Dachstuhls die verbleibende lichte Höhe der Räume und die Erschließung über eine nicht zu steile Treppe zu beachten. Sind diese Voraussetzungen geprüft, können mit leichten Materialien wie Holz und Gipskarton eigene Ideen umgesetzt werden. Als Untergrund für den Fußboden taugen spezielle Trockenestrichplatten mit Dämmung, die Trittschallschutz bieten. Konventioneller Zementestrich scheidet bei Umbauten im Bestand häufig wegen seines Gewichtes und der eingebrachten Feuchte aus.
Fehler vermeiden: Nutzerverhalten anpassen
Generell ist zu bedenken, dass jede Sanierung das bauphysikalische Gefüge eines Bauwerks verändert. So werden durch den Einbau hochdämmender Fenster Undichtheiten reduziert, die das Gebäude bis dahin ungewollt mit Frischluft versorgt haben. Eine bessere Dämmung und höhere Luftdichtheit hilft, große Mengen Energie und damit Kosten einzusparen. Doch das Nutzerverhalten muss sich den neuen Bedingungen anpassen, beispielsweise durch häufigeres Lüften.
BSB-Bauherrenberater Holger Schmidt rät, angesichts der Komplexität einer Bauaufgabe und der Vielzahl möglicher Probleme (seien es technische oder auch baurechtliche) fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und nach der Sanierung sollte man sich Zeit nehmen, sein Haus neu kennen zu lernen.
QUELLE: na presseportal/ots