Traditionelles Richtfest: Wer spart, risikiert Ärger mit den Handwerkern
Wer ein Haus baut, der weiß: Das Richtfest auf dem Dach gehört dazu wie der Einbau der Eingangstür oder das Verlegen der Böden. Wenn der Bauherr sich den Richtschmaus spart, kann er sich leicht den Zorn der Handwerker zuziehen.
Diese Warnung gibt die Landzeitschrift “daheim in Deutschland” in ihrer Oktober/November-Ausgabe 2012 aus.
Die Tradition des Richtfestes geht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Der Anlass ist seitdem stets derselbe: Sobald der Dachstuhl aufgerichtet ist, wird der Bauherr von den Zimmerleuten aufgefordert, den symbolisch letzten Nagel einzuschlagen. Dazu wird ein mit bunten Bändern geschmückter Baum (meist eine Fichte oder Birke) aufgestellt, um böse Geister zu vertreiben. Eine kurze Rede des Zimmermanns, der nach seinem Richtspruch ein Glas vom Dach wirft, auf das die Scherben Glück bringen, rundet die Zeremonie ab.
Wieder unten auf dem Boden, ist es seit Jahrhunderten üblich, dass der Bauherr für seine Freunde und Familie, aber vor allem auch für die Zimmerleute und anderen Handwerker zum Richtschmaus einlädt. Dabei gibt es in der Regel ein zünftiges Vesper, dazu Sekt und Bier sowie antialkoholische Getränke für die Kinder. Wichtig: Es sollte genug von allem da sein, weil Handwerker ungern mit hungrigem Magen arbeiten! Während der Richtschmaus früher eher Teil des Arbeitslohns war und der Bauherr stets ein festliches Mahl servierte, wenn der nächste Bauabschnitt fertig gestellt war, handelt es sich heute mehr um einen einmaligen und symbolischen Akt. An der Bedeutung hat sich freilich nichts geändert, und Sparsamkeit sollte für den Bauherrn auch heute noch ein Fremdwort sein.
Wer dennoch zu knausrig ist, so berichtet “daheim in Deutschland”, für den kann sich das leicht rächen. Es soll Fälle geben, in denen die Handwerker aus Ärger über die schlechte Versorgung beim weiteren Hausbau Flaschen ins Gemäuer eingesetzt haben, auf dass sie bei Wind und Wetter zu heulen anfingen und die Hausbewohner so zum Schaudern brachten.
QUELLE: na presseportal (ots) / Reader’s Digest Deutschland, Verlag Das Beste GmbH